Alba Villanueva
Pablo Palomar
Für die Realisierung einer zeitgemässen Wohnüberbauung, ein den Dorfkern belebendes Café sowie der Dorfbevölkerung zur Verfügung stehende Aussenräume und publikumsorientierte Erdgeschossnutzungen im Herzen von Mörschwil führte die Gemeinde zusammen mit dem Grundeigentümer einen nicht anonymen Studienauftrag im Dialogverfahren. Der bestehende Dorfkern besteht aus einer durchmischten Kombination von Riegel- und Punktbauten. Diese sind in kleinen Gebäudeensembles mit teilweise sehr geringen Abständen zueinander gruppiert. Entlang der Hauptstrasse und auch der historischen Strasse sind die Strassenfronten nicht linear, sondern in einer auffälligen, abgestuften Disposition angeordnet. Durch diese Abfolgen von Strassennischen und die dadurch entstehenden platzartigen Aussenräume entsteht ein heterogener Strassenraum, der massgeblich den innerdörflichen Charakter von Mörschwil definiert. Das Projekt soll den Dorfkern und den Strassenraum in dieser charakteristischen Bebauungsweise weiterführen. Der Erhalt des historischen Gemeindehauses, zusammen mit dem kleinen Park an der Grundstückspitze, nimmt den Genius Loci auf und schlägt den Bogen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Auf der breiten Seite des Grundstückes werden die Positionen der bestehenden Scheune undder Bäckerei für die Neubauten übernommen. Sie bilden durch ihre L-förmige Anordnung einen Ankunftsplatz auf der Nordseite. Für die übrigen Bauten auf dem Grundstück wird das Bebauungsmuster mit Punkt- und Riegelbauten sowie das Prinzip der Strassennischen weitergeführt. So verdichtet sich das neu bebaute Grundstück zu einem ortsspezifisch gedachten Stück Mörschwil. Im Sockelgeschoss befinden sich publikumsorientierte Nutzungen wie das Café und die Bäckerei, ein Gewerberaum, ein Mehrzweckraum sowie Wohnateliers. Im Gemeindehaus wird das Erdgeschoss für einen generationenübergreifenden Mittagstisch genutzt. In den Obergeschossen werden nebst dem über der Bäckerei liegenden Hotel verschiedene Wohntypologien in der Art eines generationenübergreifenden Wohnens angeboten. Die leichte Hanglage, das System der Platzabfolgen der historischen Dorfstrasse sowie die angrenzenden Erdgeschossnutzungen werden in der Gestaltung des Aussenraums aufgenommen und mit bekannten aussenräumlichen Elementen der Kernzone zu einem identitätsstiftenden Ort verbunden. Das Konzept führt die Platzfolge der lärmabgewandten historischen Dorfstrasse weiter. Diese «Qualität der zweiten Reihe» stellt durch eine starke Verzahnung mit den bestehenden Strassenräumen eine Aufwertung für das gesamte Areal dar.